Viennacontemporary

ZONE1 | 2023

 

Kuratiert von Francesca Gavin

Assunta Abdel Azim Mohamed | Galerie Ernst Hilger
Anthony Akinbola | Galerie Krinzinger
Brishty Alam | WONNERTH DEJACO
Irina Lotarevich | SOPHIE TAPPEINER
Elisabeth Molin | Sharp Projects
Matthias Noggler | Layr
Christiane Peschek | ALBA
Laura Põld | Kogo
Katharina Schilling | house of spouse
Julia Znoj | Windhager von Kaenel

 


 

Wie bringt man eine Generation aufstrebender Künstlerinnen und Künstler zusammen? Die zehn Nachwuchstalente, die dieses Jahr in ZONE1 vereint sind, sind nicht durch Medium oder Thema verbunden, sondern vielmehr durch ihre Herangehensweise an Feinheiten. Sie beschäftigen sich mit Objekten, Identität, Bedeutung und Ästhetik. Es besteht ein starker Fokus auf Körperlichkeit, skulpturalen Elementen und Installationen. Es ist eine Praxis zeitgenössischer Kunst, die Spannungen zwischen intimen und äußeren Einflüssen hervorhebt. Von Bildschirmen bis hin zu Textilien, von Gefäßen bis zur Leinwand ist keine dieser Arbeiten didaktisch. Stattdessen lädt sie die Betrachter:innen ein, einen weitaus interessanteren Graubereich zu betreten.

Francesca Gavin

 

Gavin, die zwischen London und Wien lebt, gilt als eine der einflussreichsten Stimmen in der zeitgenössischen Kunstszene. Sie ist Chefredakteurin der halbjährlich erscheinenden Publikation EPOCH, die sich mit dem Schnittpunkt von Geschichte und zeitgenössischer Kultur befasst. Sie war Co-kuratorin der Manifesta11-Biennale sowie von Ausstellungen im Palais de Tokyo, Somerset House und der Fondacao Serralves. Gavin ist außerdem Redakteurin bei Financial Times HTSI Magazine, Kaleidoscope, Twin und Beauty Papers, hat Bücher über visuelle Kultur geschrieben und moderiert eine monatliche Sendung über Kunst und Musik bei NTS Radio. Sie war die Gründungskuratorin der Soho House-Kollektion und hat eine Sammlung von über 3.000 Werken aufgebaut.

 


AUSGESTELLTE KÜNSTLER:INNEN

 

 

In ihren Kugelschreiberzeichnungen untersucht Assunta Abdel Azim Mohamed das Zwischenmenschliche in täglichen Beziehungen und Handlungsabläufen. Die Protagonisten finden sich in surrealen Szenarien wieder und scheinen von einer inneren Rastlosigkeit geplagt. Lustlos geben sie sich neuen Sinnesräuschen hin, ohne sich dabei tatsächlich zu amüsieren. Symbole mit Referenzen zu Kunstgeschichte, Popkultur, aber vor allem Tod, Schmerz, Memento mori- und Vanitasmotive werden zu einer dichten Bildersprache montiert. Die Betrachter:innen werden dabei herausgefordert, diese manchmal offensichtlichen, manchmal subtilen Symbole zu erforschen und sie selbst zu interpretieren.


Assunta Abdel Azim Mohamed, 1993 in Klagenfurt geboren, studierte Grafik und Druckgrafik an der Universität für Angewandte Künste in Wien (Klasse Svenungsson). Ihre Werke wurden in Einzel- und Gruppenausstellungen international ausgestellt und sind in wichtigen internationalen Privatsammlungen sowie auch Institutionellen Sammlungen (z.B: Land Oberösterreich, Vienna Insurance Group) vertreten. Die Künstlerin wurde mit mehreren Preisen, zuletzt mit dem Füger-Preis 2020, ausgezeichnet.

 

 

 

Anthony Olubunmi Akinbola abstrahiert Elemente aus der sozialen und natürlichen Welt in dem Versuch, die Distanz zwischen Abstraktion und Repräsentation abzuschwächen. Er wendet das Prinzip des Multilateralismus auf eine Vielzahl von Materialien und Objekten an. Das Ergebnis ist ein visueller Diskurs über die Globalisierung und eine ständig weiter zusammenwachsende Welt. Sein Werk setzt sich mit dem globalen Konsum und der Kommodifizierung von Kultur auseinander.


Akinbola, geboren 1991 in Missouri, hatte Einzelausstellungen bei Sean Kelly, New York, Night Gallery, Los Angeles, Galerie Krinzinger, Wien, Carbon 12, Dubai, John Kohler Art Center, Sheboygan und im Queens Museum, New York. Seine Arbeiten wurden in Gruppenausstellungen u. a. in der Kunsthalle Graz, bei Hauser & Wirth, New York und Los Angeles, Pace Gallery, New York und dem Bernard A. Zuckerman Museum of Art, Kennesaw, gezeigt. Akinbolas Arbeiten sind u.a. in den Sammlungen des Solomon R. Guggenheim Museum, New York und der Zabludowicz Collection, London, vertreten. Akinbola lebt und arbeitet in New York.

 

 

 

Die Werke von Brishty Alam sind von einer magischen, sich wandelnden Qualität. Sie passen sich ihrer Umgebung an, widerstehen ihr und sprechen mit ihr, und wenn sie zusammengebracht werden, entfalten sie ihre vielen Aspekte auf gesellige und oft überraschende Weise. Die Künstlerin befasst sich mit dem Spannungsfeld zwischen naturwissenschaftlichen Modellen wie chemischer Struktur, Eigenschaften, Zusammensetzung und Reaktionen und dem, was man als soziale, kulturelle, politische oder wirtschaftliche Prozesse bezeichnet.


Brishty Alam, geboren in London, studierte an der Akademie der bildenden Künste Wien und schloss ihr Studium der Naturwissenschaften ab. Ihre Ausstellungen umfassen unter anderem Belvedere 21, Wien (Juli 2023), Festival der Regionen, Lungitz (Juni 2023), GOMO, Wien (2023), Memphis, Linz (2022), Neuer Kunstverein Wien (2022), Independent Space Index, Wien (2022), Ajker, Tati, London (2022), French Riviera, London (2021), Haus Wien (2021), lntersectional Commeration Club Risograph Reader #1, Berlin (2021), Austrian Cultural Forum Warsaw (2019), Parallel Vienna Art Fair (2019), Center for Contemporary Arts Celje (2019). Alam lebt und arbeitet in Wien.

 

 

 

Die bildhauerische Praxis von Irina Lotarevich ist geprägt von der Überschneidung ihrer eigenen subjektiven Erfahrung mit größeren Systemen. Materiell arbeitet sie mit Holz, Metall und Gusstechniken, wobei sie häufig sowohl hochwertige als auch minderwertige oder entwertete Materialien mit ausgefeilten Fertigungstechniken und einer Sensibilität für den Aufbau räumlicher Erzählungen kombiniert. Lotarevich verwebt auch ihre eigenen Texte und den Gebrauch von Sprache in ihre Arbeit. Die minimalen und doch komplexen und spezifischen Formen ihrer Skulpturen verweisen auf Architektur, Bürokratie, Arbeit und Teile ihres Körpers.


Irina Lotarevich, geboren 1991 in Rybinsk, Russland, studierte an der Cornell University, am Hunter College und an der Akademie der bildenden Künste Wien. Zu ihren jüngsten Einzel- und Duoausstellungen gehören: 2023 Modular Woman, SOPHIE TAPPEINER, Wien, 2020 Refinery, SOPHIE TAPPEINER, Wien, 2019 Galvanic Couple, FUTURA Centre for Contemporary Art, Prag, Pensive State, a two-person show with Anna Schachinger, SOPHIE TAPPEINER, Wien, 2017 Schemas, Kevin Space, Wien. Sie hat unter anderem an Gruppenausstellungen im Belvedere 21, Wien, CAC Passages, Troyes, Salzburger Kunstverein, Salzburg, Kunstverein Bielefeld, Bielefeld, MAK Biennale for Change, Museum für angewandte Kunst, Wien teilgenommen. Lotarevich lebt und arbeitet in Wien.

 

 

 

Elisabeth Molin arbeitet mit verschiedenen Medien wie Objekten, Videos und Fotografien, die sie in Performances, Installationen und Schriften zusammenführt. Das Schreiben ist ein wichtiger Impuls für ihre visuellen und akustischen Arbeiten, aber es funktioniert in beide Richtungen. Sie interessiert sich für sich auftuende Lücken, für das Unheimliche, für unruhige Momente, die oft über die Nähe des Todes hinwegtäuschen. Sie hat ein feines Gespür dafür, wie man das nur kaum Vorhandene inszenieren kann – immer mit einem sanften und doch bohrenden Sinn für Humor.


Die dänische bildende Künstlerin wurde am Chelsea College of Art und am Royal College of Art in London ausgebildet. Molin hat ihre Arbeiten unter anderem im Nationalmuseum von Litauen in Vilnius, KW in Berlin, Wiels in Brüssel, Belmacz und im Sundy in London, das weisse haus in Wien, ISCP in New York sowie Lagune Quest und Sixty Eight Art Institute in Kopenhagen gezeigt. Ihre Videos wurden im Rahmen des Images Festivals in Toronto, des Stuttgarter Filmwinters in Stuttgart und des Medrar Video Festivals in Kairo gezeigt. Molin lebt in Wien und London.

 

 

 

Matthias Nogglers Bilder hinterfragen den Akt des Sehens. Seine Figuren stehen in Formationen auf provisorischen Bühnen, die Arme verschränkt. Sie verschwimmen mit ihrer Umgebung, ihre Körper sind verformt, um sich anzupassen und zu posieren. Ihre Steifheit und Entschlossenheit haben jedoch eine aktivierende Qualität. Nogglers Werk ist seit langem durch die Aneignung verschiedener historischer Referenzen und malerischer Stile gekennzeichnet. In seiner jüngsten Werkserie sind die Leinwände mit dem Wissen um das gescheiterte Potenzial der politischen Malerei der Moderne aufgeladen. Es entstehen abstrahierte Bilder, die nicht mehr auf große Taten hoffen lassen, sondern die Betrachtenden in einer unaufgelösten Spannung des Wahrnehmens zu halten versuchen.


Matthias Noggler, geboren 1990 in Innsbruck, Österreich, studierte an der Akademie der bildenden Künste, Wien. Jüngste Ausstellungen und Beiträge fanden statt bei Drei, Köln (2023, solo), Layr, Wien, Ferdinandeum, Innsbruck, Wunder-Bar, Wien, Universitätsgalerie im Heiligenkreuzerhof, Universität für angewandte Kunst, Wien (alle 2022), Belvedere 21, Wien (2021) und Callirrhoë, Athen (2020). Seine Werke befinden sich in den öffentlichen Sammlungen der Republik Österreich, der Stadt Innsbruck, des Landes Tirol, der Klocker-Stiftung, Tirol, des Lentos Kunstmuseums, Linz, der Landesgalerie, Linz, des Wien Museums, Wien, des Kupferstichkabinetts der Akademie der bildenden Künste, Wien, des Belvedere 21, Wien. Noggler lebt und arbeitet in Berlin.

 

 

 

OASIS, Christiane Pescheks Arbeit bei ZONE1, ist ein potenzieller Zufluchtsort am Ende des Anthropozäns, ein sicherer Raum, in dem eine nicht-binäre, wertfreie und inklusive Körperlichkeit lebt. Es ist ein Post-Body-Spa, in dem Selbstpflegepraktiken auf Cyber-Humanismus treffen und spielerisch das Bewusstsein für eine erweiterte Körperlichkeit im digitalen Feld stimulieren. Der Mensch in seiner digital erweiterten Existenz ist polymorph – er enthält eine Vielzahl von Erscheinungsformen. Die Existenzbereiche in der digitalen Welt unterliegen nicht den Gesetzen des materiellen Raums: Körper sind weder an begrenzte Hüllen gebunden noch unterliegen sie der Schwerkraft. Mit OASIS will die Künstlerin einen physischen wie virtuellen Raum schaffen, der sich zwischen dem Materiellen und dem Digitalen bewegt und in dem sich Körperlichkeit mit einem Maximum an Bewusstsein verbindet.


Christiane Peschek wurde 1984 in Österreich geboren und studierte an der Akademie der bildenden Künste Wien sowie an der Universität für angewandte Kunst in Wien (Brigitte Kowanz). Ihre Arbeiten wurden in Galerien und Institutionen wie dem NRW Forum Düsseldorf, Museum MARTA Herford, U10 Belgrad, UNSEEN Amsterdam, Salzburger Kunstverein und Benaki Museum Athen ausgestellt. Peschek wurde mit mehreren internationalen Preisen ausgezeichnet, darunter der UNSEEN Tesla Art Trail Award, der Ehrenpreis von Emergentes DST und das Staatsstipendium für Fotografie der österreichischen Regierung.

 

 

 

Laura Põld setzt sich kontinuierlich mit Umweltgeschichte sowie grundlegenden menschlichen und übermenschlichen Fähigkeiten und Bedürfnissen auseinander. In ihrer interdisziplinären Praxis aus Handwerk und Bildhauerei konzentriert sich die Künstlerin auf die Wahl ihrer Materialien und deren historischen und politischen Kontext, wobei sie traditionelle Handwerks- und Bautechniken in Keramik und Tufting einsetzt, die sie wegen ihrer Fähigkeit zur Bewahrung von Geschichten, Erinnerungen und Techniken interessieren. Ihre oft groß angelegten Konstruktionen und Installationen greifen meist in den Ausstellungsort und/oder seinen Kontext ein oder übernehmen diesen gänzlich.


Laura Põld, geboren 1984, studierte Keramik an der Estnischen Kunstakademie, Malerei an der Universität Tartu und Bildhauerei und Keramik an der Universität für künstlerische Gestaltung Linz. Laura Põld wurde mit einer Reihe von Preisen und Stipendien ausgezeichnet, darunter der Jahrespreis der Cultural Endowment of Estonia (2014), der Köler Prize Grand Prix (2016), der große Preis der Cultural Endowment of Estonia (2018), das ISCP New York Studio Grant (2019) und der Claus Michaletz Preis (2021). Die Künstlerin lebt derzeit in Tallinn und Wien.

 

 

 

Katharina Schilling arbeitet vorwiegend im Medium der Malerei. Sie greift Techniken und Bildsprachen aus unterschiedlichen Quellen der Kunstgeschichte auf und reflektiert auf diese Weise die vernetzte Natur künstlerischer Produktion. In der Zusammenstellung von Bildern, denen unterschiedliche malerische Herangehensweisen zugrunde liegen, und die oft selbst auf Bereiche der Produktion von Malerei verweisen, kommen Vergangenheit und Gegenwart in einer Art Spiel zusammen. Bilder, Objekte und Motive werden von ihren historischen Kontexten gelöst und innerhalb der malerischen Umsetzung in neue Bedeutungszusammenhänge verschoben, die ein utopisches Potenzial in der (Kunst-)Geschichte erkennen lassen.


Katharina Schilling, geboren 1984 in Köln, studierte Malerei an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig und am Camberwell College in London. Jüngste Einzelprojekte und Gruppenausstellungen fanden u.a. im Kunstverein Potsdam, Kunstverein Leipzig, Galerie House of Spouse, Wien, The Tail, Brüssel, Stadium, Berlin, Museum der Bildenden Künste Leipzig, Kunsthalle Bremen und Kunsthalle Recklinghausen statt. Ihre Arbeit wurde u.a. mit dem Max Ernst Preis und dem Marion Ermer Preis ausgezeichnet, 2018 war sie Teil des ISCP International Studio & Curatorial Program, New York. Schilling lebt und arbeitet in Wien und Berlin.

 

 

 

Julia Znoj arbeitet mit einer Vielzahl von Materialien wie Metall, Kunststoff, Papier, Zucker, Vinylstoff und gefundenen Objekten. Sie setzt sich intensiv mit Form und Abstraktion auseinander und erforscht, wie sich Dinge in temporären Settings als Skulpturen materialisieren. In ihrer Praxis denkt sie über Möglichkeiten nach, physische und psychologische Fixierungen im Raum zu verändern. Znoj bezieht ihre eigenen Texte in ihre Praxis ein und macht gelegentlich elektronische Musik und Videos.


Znoj, geboren 1990 in Bern, Schweiz, studierte an der Zürcher Hochschule der Künste und an der Akademie der bildenden Künste Wien (Heimo Zobernig). Von 2016 bis 2020 war sie Mitbetreiberin des Ausstellungsraums Gärtnergasse in Wien. Zu den jüngsten Einzel- und Duoausstellungen gehören Rabattierei (2023), Kunstraum Satellit Thun, She is in it not not at all (2022), Kunstraum Schwaz, aquadrome bubblepad (2021), Unanimous Consent, Zürich, Chord Progression (2021), Akademie der bildenden Künste Wien, The Prompter’s Clutch (2018) mit Carina Emery, Vin Vin Gallery, Wien (AT), und Anguish Immersed in Silane Chains (2016), Taylor Macklin, Zürich. Znojs Werke befinden sich in der Kunstsammlung der Stadt Wien, der Kunstsammlung des Kantons Zürich und in der Artothek des Bundes im Belvedere 21. Znoj lebt und arbeitet in Wien.