Viennacontemporary

Ungleichheiten in der Kunstwelt

Die Grammys im letzten Monat waren ein Fest der Frauenpower, und auch in der Welt der bildenden Kunst werden ähnliche Fortschritte gemacht. Dennoch herrscht nach wie vor ein erhebliches geschlechtsspezifisches Lohngefälle, sowohl in Österreich als auch weltweit. Werke von Künstlerinnen werden oft für einen Bruchteil der Preise verkauft, die für vergleichbare Werke von männlichen Künstlern erzielt werden. Hier finden Sie unseren Bericht über den Status Quo.


 

Weibliche Unterrepräsentation

Weniger Auszeichnungen
In Österreich werden die Auszeichnungen für ein künstlerisch herausragendes Lebenswerk überproportional häufig an Männer vergeben: Zwischen 1950 und 2022 erhielten 102 Männer und nur 14 Frauen diese Auszeichnung.

 

Mangelnde Machtpositionen
Auch der österreichische Kunstsenat setzt sich 2022 aus 17 Männern (85 %) und nur drei Frauen (15 %) zusammen.

 

Museen immer noch männlich
In Museen mit einem Budget von mehr als 15 Millionen Dollar sind immer noch weniger Frauen als Direktor:innen tätig. Sie besetzen 30 % der Direktor:innenposten in Kunstmuseen und verdienen 75 Cent für jeden Dollar, den männliche Direktoren verdienen.

 

Alte weiße Männer
Weltweit zeichnen die Statistiken ein klares Bild: Nur drei Frauen sind unter den 30 wichtigsten zeitgenössischen und modernen Künstler:innen aufgeführt.

 

Sammlungen von Männern dominiert
Weltweit werden die Sammlungen nach wie vor von Werken männlicher Künstler dominiert, mit einem Verhältnis von 61% zu 39% Künstlerinnen (sogar wieder sinkend).
Am geringsten ist der Anteil von Künstlerinnen 2023 in Sammlungen in Festlandchina (31 %), wo der Anteil im Vergleich zum Vorjahr deutlich um 8 % zurückging. Auch im Vereinigten Königreich (-11 % im Vergleich zum Vorjahr) sowie in den USA und Frankreich (jeweils -5 %) war ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen.


 

Marktdisparitäten

Von der Kunst leben
In Österreich sind 37 % der künstlerisch tätigen Männer nicht auf ein finanzielles Einkommen durch andere Tätigkeiten angewiesen, während nur 22 % der Künstlerinnen ausschließlich von ihrer Kunst leben können (22 %).

 

Auktionen für den Mann
Zwischen 2008 und 2019 entfielen auf Kunstwerke von Frauen nur 2 % der 196,6 Milliarden Dollar, die bei Kunstauktionen ausgegeben wurden.

 

Ein winziger Teil des Kuchens
Der Markt für Kunst von Frauen ist nicht nur kleiner, sondern konzentriert sich auch unverhältnismäßig stark auf einige wenige Künstlerinnen. Auf nur fünf Künstlerinnen entfielen 40,7 % der 4 Milliarden Dollar, die in den letzten 11,5 Jahren für Kunstwerke von Frauen ausgegeben wurden. In den Jahren 2022 und 2023 ist der Anteil sogar gesunken: Werke von Künstlerinnen sind mit 39 % in der Minderheit und liegen unter den Ausgaben für männliche Künstler in allen Märkten.
Dieser magere Anteil verteilt sich auf – in absteigender Reihenfolge – Yayoi Kusama, Joan Mitchell, Louise Bourgeois, Georgia O’Keeffe und Agnes Martin


 

Positive Anzeichen

Weibliche Kaufkraft
Frauen gaben 2023 – wie auch schon 2022 und 2021 – mehr für Kunst aus als Männer, wobei der Wert weiter anstieg und ein höheres Niveau als im Vorjahr erreichte.

 

High-End-Sammler entscheiden sich für Künstlerinnen
Sammler, die mehr als 10 Millionen Dollar pro Jahr ausgeben, haben tendenziell einen höheren Anteil von Werken weiblicher Künstler in ihren Sammlungen (54 %), und ihr Anteil an den Ausgaben stieg ebenfalls von 46 % im Jahr 2021 auf 55 % im Jahr 2023.

 

Galerien mit starker Frauenpräsenz machen mehr Geld
Galerien mit einem Anteil von über 80 % Künstlerinnen verzeichneten 2022 ein durchschnittliches Wachstum von 21 %, während Galerien mit einem geringen Anteil an Künstlerinnen ein geringeres Umsatzwachstum im Vergleich zum Vorjahr aufwiesen.

 

Künstlerinnen und Kuratorinnen dominieren große Kunstereignisse:
Bei der Biennale von Venedig 2022 überwogen die Künstlerinnen zum ersten Mal im Verhältnis 9 zu 1 die Männer.
Von März 2019 bis März 2020 widmet die Richard Saltoun Gallery 100 % ihres Ausstellungs- und Messeprogramms den Künstlerinnen. Die Initiative mit dem Titel „100% Frauen“ wurde ins Leben gerufen, um die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern in der Kunstwelt zu thematisieren und die Branche durch Debatten, Dialog und Zusammenarbeit zum Handeln zu bewegen.

 

 

Lassen Sie uns diesen Trend auch in den kommenden Jahren weiter fördern!

 


(Quellen: BMKÖS Kunst-und Kulturbericht 2022, Art Basel Survey of Global Collecting 2023, Artnet, Artland)