STATEMENT Ausstellung: Not Either Or, But And
Kuratiert von Laura Amann
Mit Olga Balema, Abdul Sharif Oluwafemi Baruwa, Tony Cokes, Maximiliano Leon, Wendelien van Oldenborgh, OMARA – Mara Oláh, Aykan Safoğlu, Miriam Stoney
Die Ausstellung ist noch bis zum 21. Oktober 2023 zu sehen.
Kuratiert von Laura Amann, Kuratorin der Kunsthalle Wien und Mitbegründerin des Off-Spaces Significant Other, werden in dieser Gruppenausstellung im Rahmen von VCT STATEMENT: Political Homelessness and Contemporary Citizenship die Werke von acht österreichischen und internationalen Künstler:innen präsentiert. Durch ihre künstlerischen Ausdrucksformen setzen sich diese Künstler:innen mit den Ontologien von temporär ansässigen, migrierenden und Diaspora-Bürger:innen auseinander. Die Ausstellung ermutigt, konventionelles Denken in Frage zu stellen und fordert die Betrachter:innen auf, ihre Privilegien zu hinterfragen und sich mit den zugrunde liegenden Strukturen weißer Vorherrschaft auseinanderzusetzen, um den Weg für echte Freiheit, Demokratie und Gleichheit zu ebnen.
„Die Diskussion darüber, ob Kunst wirklich einen sozialen und politischen Wert hat, ist endlos. Aber eines ist sicher: Kunst hat die Fähigkeit, uns zum denken und umdenken zu bewegen. Kunst ist in der Lage, unsere Welt neu einzurichten, das Unsichtbare sichtbar zu machen und ungehörte Stimmen hörbar zu machen. Und damit kann Kunst die Art und Weise verändern, wie wir uns selbst und unsere Beziehungen in der Welt verstehen. Die in der Ausstellung ‚Not Either Or, But And‘ gezeigten künstlerischen Positionen wollen genau das tun: unsere eigenen Denkweisen untergraben und Raum zu schaffen, um das, was wir kennen, und die Art und Weise, wie wir es kennen, in Frage stellen.“
Veranstaltungsort: das weisse haus, Hegelgasse 14, 1010 Wien
Dauer der Ausstellung: 7. September – 21. Oktober 2023
EINTRITT FREI
Über die Ausstellung
„Während die ursprünglichen Ideen, die Europa ins Leben gerufen haben, nach wie vor gültig zu sein scheinen, lässt die gelebte Realität die Bürgerinnen und Bürger an allen Fronten im Stich. Bewegungsfreiheit ist eine bloße Illusion, Staatsbürgerschaft und Grenzen repräsentieren überholte Konzepte geopolitischer Zugehörigkeit. Postkoloniale Verantwortung wird auf erschütternde Weise vernachlässigt, und das Festhalten an modernistischen Ideen hat uns an einen Punkt geführt, an dem neoliberale kapitalistische Strukturen sowohl die „Natur“ als auch den „Menschen“ als bloße Ressource betrachten, aus der man frei schöpfen kann.
Wohin wir auch blicken, sehen wir, wie die gut gemeinten Grundsätze von Freiheit, Demokratie und Gleichheit verzerrt und zu sinnlosen bürokratischen Strukturen erstarrt sind. Das Wahlsystem – entscheidend für jede Demokratie – ist da keine Ausnahme.
Wie kann man also die Welt anders denken – oder besser gesagt – anders gestalten? Die Anthropologin Marisol de la Cadena beschreibt Streitigkeiten zwischen indigenen Völkern und souveränen (sprich: kolonialen) Staaten und Unternehmen, die deren Territorium verletzen, und schlägt das Konzept des „nicht nur“ als Möglichkeit vor, verschiedene Weltanschauungen miteinander in Einklang zu bringen.
Nehmen wir den Begriff „Territorium“: Für den Staat, die Bergbaugesellschaft und die Umweltschützerin bedeutet er eine Ressource, die entweder ausgebeutet oder geschützt werden muss; für die Bewohner:innen sind das Selbst und das Territorium eine Einheit – ebenso wie sowie die Beziehung dazwischen. Die Versöhnung dieser grammatikalischen Unterschiede ermöglicht die Verwendung dessen, was wir wissen und wie wir es wissen, während es gleichzeitig dekonstruiert und erweitert wird.
Die in Not Either Or, But And gezeigten künstlerischen Positionen bieten die Möglichkeit, dieses „nicht nur“ anzuwenden und es als Werkzeug der Subversion für das eigene Denken zu nutzen. Vielleicht kann die Anerkennung der Tatsache, dass wir in einem System der weißen Vorherrschaft leben, und der Verzicht auf die großen Privilegien einiger zu der tatsächlichen Möglichkeit von Freiheit, Demokratie und Gleichheit führen.“
– Laura Amann