Podiumsdiskussionen von VCT STATEMENT 2023
Heute ist Europa die Heimat von Millionen von Migrant:innen aus Afrika, dem Nahen Osten, dem Balkan und neuerdings auch aus der Ukraine und Russland. Doch wie kann man sich in einem Land Gehör verschaffen, das sich nicht wie das eigene Land anfühlt? Und ist es möglich, wirklich dazuzugehören, wenn man sich nicht am politischen Prozess beteiligen kann? Könnte der Mangel an politischen Rechten eine treibende Kraft hinter der Spaltung innerhalb unserer Gemeinschaften sein? Könnten Kunst und Kultur als Bindeglied dienen, um diese Spaltungen zu überwinden?
Um diese tiefgreifenden Fragen zu erörtern, findet am Mittwoch, den 6. September 2023, einen Tag vor der Eröffnung der viennacontemporary, eine Podiumsdiskussion und eine besondere Ausstellungseröffnung im „das weisse haus“ statt, die den Rahmen für ein bedeutungsvolles und engagiertes Messewochenende bilden.
Podiumsdiskussionen:
Political Homelessness and Contemporary Citizenship
Atrium im Hotel Almanac Wien
Mittwoch, 6. September 2023,
Parkring 14/16, 1010 Wien
Einlass: 15:30 Uhr
Panel 1: Citizenship and Belonging (Staatsbürgerschaft und Zugehörigkeit), 16:00-17:30 Uhr
Das europäische Projekt gründet sich auf gemeinsame Werte und die Idee einer aktiven Bürgerschaft. Doch wie kann eine Wertegemeinschaft entstehen, wenn sich ein großer Teil ihrer Mitglieder entfremdet, ausgeschlossen und sprachlos fühlt? Im heutigen Europa gibt es zwei Arten von Bürger:innen: diejenigen, die arbeiten, Steuern zahlen und das Recht haben, ihre Regierung zu wählen, und diejenigen, die das Recht haben, zu arbeiten und Steuern zu zahlen, aber keine politische Vertretung in dem Land haben, in dem sie wohnen (sie geben ihre Stimme oft in ihren Heimatländern ab, in denen sie weder leben noch Steuern zahlen).
In Österreich zum Beispiel sind 17,1 % der Bevölkerung nicht-österreichische Staatsbürger:innen, die kein Recht auf politische Vertretung haben. In Wien erreicht dieser Anteil ein Drittel der Einwohner:innen. Diese Situation ist auch in vielen anderen Ländern der Europäischen Union zu beobachten. Ist es gerecht, zwar den Wohlstand zu teilen, nicht aber die Macht? Müssen wir unser politisches Gemeinwesen neu konzipieren? Können künstlerische Ausdrucksformen uns helfen, das menschliche Dasein in der Dichotomie von Zugehörigkeit und Nichtzugehörigkeit zu verstehen?
Teilnehmer:innen:
R.C. Baker, Künstler und leitender Redakteur bei der Village Voice, New York
Luiza Bialasiewicz, Politische Geografin und Professorin für European Governance an der Fakultät für European Studies der Universität von Amsterdam
Niccolo Milanese, Gründungsdirektor von European Alternatives
Oliver Ressler, in Österreich geborener Künstler, Aktivist und Filmemacher
Moderiert von Dessy Gavrilova, bulgarische Kulturunternehmerin und Kuratorin mit Sitz in Wien, Gründungsvorsitzende des Europäischen Netzwerks von House for Debate „Time to Talk“
Beitrag von Jusitzministerin Alma Zadić, 17:30 -18:00 Uhr
Panel 2: Inclusive Europe (Integratives Europa), 18:00-19:30 Uhr
Seit der Maidan-Revolution im Jahr 2013, einem Zivilaufstand zur Unterstützung der europäischen Perspektive der Ukraine, hat das Land eine ausgesprochene Begeisterung für die Europäische Union gezeigt. Auch die russische Invasion in dem Land hat die Entschlossenheit der Bevölkerung gestärkt, Demokratie und Freiheit als Grundlage für die Zukunft aufrechtzuerhalten. In der Folge suchten Millionen von Ukrainer:innen Zuflucht in den Ländern der Europäischen Union. Europa demonstrierte eine noch nie dagewesene Einigkeit bei der Unterstützung der Ukraine und dem Widerstand gegen den Aggressor. Im Juni 2022 erhielten die Ukraine und die Republik Moldau den Status von EU-Beitrittskandidaten, und Georgien erhielt eine Einladung zum Beitritt.
Was würde die EU-Integration der Ukraine, der Republik Moldau und Georgiens vor diesem Hintergrund bewirken? Wie lange könnte sie dauern? Können Politiker:innen und Gesellschaften Lehren aus der langen Geschichte der EU-Integration in den westlichen Balkanstaaten ziehen? Welche Herausforderungen ergeben sich aus der Abwanderung für die Gebergesellschaften und die Empfängerländer?
Moderiert von Dessy Gavrilova, bulgarische Kulturunternehmerin in Wien und Mitbegründerin des Red House Center for Culture and Debate
Teilnehmer:innen:
Veronica Anghel, Dozentin an der Johns Hopkins School of Advanced International Studies
Kristof Bender, stellvertretender Vorsitzender der Europäischen Stabilitätsinitiative
Kateryna Mishchenko, ukrainische Schriftstellerin, Verlegerin und Übersetzerin
Martin Selmayr, Leiter der Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich
Moderiert von Ivan Vejvoda, Permanent Fellow am IWM, Leiter von Europe’s Futures – Ideas for Action
Im Anschluss an die Podiumsdiskussionen wird die von Laura Amann kuratierte Ausstellung Not Either Or, But And in das weisse haus, Hegelgasse 14, 1010 Wien, eröffnet.