Viennacontemporary

ZONE1

Die diesjährige ZONE1, die Sektion der Messe, die sich auf aufstrebende Talente mit einem Bezug zu Österreich konzentriert, wird von Bruno Mokross kuratiert.

In Einzelausstellungen von zehn Künstlerinnen und Künstlern, die in Wien leben oder gelebt haben und von lokalen sowie internationalen Galerien vertreten werden, möchte Mokross untersuchen, was internationale Künstler:innen nach Wien zieht, und wie sich die hiesigen Lebensbedingungen auf ihre Kunst auswirken:

 

Wien ist ein attraktives Pflaster für eine Vielzahl aufstrebender Künstler:innen. Internationale Künstler, die sich in der österreichischen Hauptstadt niederlassen, führen eine unwahrscheinliche Konstellation von erschwinglichen Mieten, staatlicher Unterstützung, harmonischen Ökosystemen, einer stabilen Wirtschaft und einem hohen Lebensstandard in einem friedlichen, demokratischen Land – und die Wasserqualität! – als Motivation an.

Wie könnten sich die Bestrebungen derjenigen, die gekommen sind, um zu bleiben, von denen jener unterscheiden, die schließlich gegangen sind? Welche Sehnsüchte treiben eine Szene an, die sich der in den meisten Kunstmetropolen vorherrschenden Hektik entzieht? Oder weiter gefasst: Wie tragen die Bedingungen, unter denen Kunst entsteht, zu ihrer Gestaltung bei – und wie gestalten die Künstler:innen diese Bedingungen?

Das Format von ZONE1 – Künstlerinnen und Künstler unter 40 Jahren, die in Österreich leben und/oder ausgebildet wurden – gibt einen möglichen Ansatz vor, bei dem eine Gruppe von zehn Künstlerinnen und Künstlern, die in Wien leben oder gelebt haben und von nationalen und internationalen Galerien vertreten werden, eine Antwort auf einige dieser Fragen finden könnte.“


ÜBER DEN KURATOR

Bruno Mokross arbeitet als Künstler, Kurator und Softwareentwickler in Wien. Er betreibt den unabhängigen Ausstellungsraum Pech und ist einer der Gründer und Hauptorganisatoren von Independent Space Index, dem Netzwerk und gleichnamigen Festival der Wiener Projekträume.


 

 

KÜNSTLER:INNEN

Minda Andrén I Zeller van Almsick
Eliza Ballesteros I fiebach, minninger
Albert Dietrich I City Galerie Wien
Sarah Fripon I COMMUNE
Evy Jokhova I 3+1 Arte Contemporânea
Nanna Kaiser I Shore Gallery
Alex Macedo I GIANNI MANHATTAN
Noushin Redjaian I Galerie Ernst Hilger
Robert Sebastian Schachinger I Windhager von Kaenel
Georg Thanner I house of spouse

 

 

 

Minda Andrén (geboren 1990 in Schweden) lebt und arbeitet in Wien, wo sie an der Akademie der bildenden Künste unter Daniel Richter studierte. Andrén erstellt visuelle Rätsel aus eingebetteten und geliehenen Bildern, die sie aus Momentaufnahmen und Motiven unserer alltäglichen Umgebung sowie aus physischen und digitalen Medien sammelt.
Sie resignifiziert die ursprünglichen Bilder in verspielte, komplexe Kompositionen, die ihre ursprüngliche Konnotation verschieben, um Fragen darüber zu stellen, was passiert, wenn sich Bildflüsse, Bedeutungen und Interpretationen überlappen und spielt so mit den Temporalitäten digitaler Medien im vermeintlichen Stillstand der Malerei.

 

 

 

Eliza Ballesteros lebt und arbeitet in Wien und Düsseldorf. Sie macht sich Symbole und Materialien zu eigen, indem sie diese rekontextualisiert; oft sind sie mit spezifischen kulturellen Bedeutungen und Konnotationen aufgeladen. Ihre Arbeit ist eine fortwährende Recherche, die Bilder hervorruft, Zeitbezüge enthält und eine entschlossene Perspektive auf die Realität aufweist. Ihre Installationen sind fortlaufende Untersuchungen zu Themen wie Domestizierung, menschlicher Verfassung innerhalb des Bereichs der häuslichen Sphäre, Traditionen als kulturelle Praxis, Folklore und Camp (als Kitsch), Machtbeziehungen und Deutungshoheiten sowie unheimliche Fetische.

 

 

 

Albert Dietrich (geboren 1997 in Hamburg) studierte Freie Kunst an der Städelschule in Frankfurt am Main. Dietrichs Arbeit umfasst intuitive Methoden, die auf Skulptur und Malerei angewendet werden. Durch die Einbeziehung von gebrauchten Möbelstücken erstellt er Installationen, bei denen die Gemälde von Hilfseinheiten beeinflusst werden. Die Kombination von Medien, materiellen Referenzen und neuen und gealterten Texturen erzeugt ahistorische Tableaus mit unbestimmten Motiven. Er lebt und arbeitet in Wien.

 

 

 

Sarah Fripon (geboren 1989 in Zeitz, Deutschland) lebt und arbeitet in Wien und studierte an der Akademie der bildenden Künste Wien. Fripons Praxis stellt einen Prozess des Zitierens und Nachahmens von Bildmaterial dar, der Fragmente von Stock Fotografien, filmische Elemente, Screenshots, 3D-Software und andere Formen digitaler und analoger fotografischer Ikonographie enthält, die in Kompositionen zusammengefügt und manipuliert werden. Die Bildsprache in Fripons Werk wird oft aus ihrem Alltag entnommen und baut auf einem Archiv von Dokumentationen auf, das sie bei Stadtspaziergängen, in Versandhauskatalogen, in Geschäften und anderen Facetten der privaten und öffentlichen Sphären sammelt. Fripon modifiziert, bearbeitet und manipuliert die Bilder dann zu Collagen, die als Assoziationsketten oder Bewusstseinsströme fungieren, die die Künstlerin letztlich auf der Leinwand zusammenführt.

 

 

 

Evy Jokhova (geboren 1984 in der Schweiz) lebt und arbeitet zwischen Lissabon, Tallinn und Wien. Ihre kognitiven und phänomenologischen Prozesse werden durch ihre Finger bei der Realisierung der Werke in ihrer Praxis hervorgebracht. Wir sind Zeugen ihrer Erfahrungen in einem reichen Mosaik aus Materialien in diesem multidisziplinären Werk, das Skulptur, Installation, Fotografie, Film, Zeichnung und Performance umfasst. Jokhova ist Vermittlerin von Informationen – das Ergebnis, das in den Werken zu sehen ist, hat den immensen Filter ihres Geistes durchlaufen. Als zeitgenössische Reisende und Anthropologin schöpft sie aus verschiedenen Kulturen und Interessen an Architektur, sozialen und politischen Strukturen. Diese Anliegen werden dann auf die verschiedenen Techniken angewendet, die sie bei der Herstellung ihrer Werke einsetzt.

 

 

 

Nanna Kaiser (geboren 1991) lebt und arbeitet in Wien. Innerhalb einer Linie, die viel der in den 1970er Jahren von Heidi Bucher entwickelten Technik des „Häutens“ von Wänden und Böden mit flüssigem Latex verdankt, und die auch die hautähnlichen, latexbasierten Skulpturen von Eva Hesse umfasst, stören Kaisers Arbeiten Konventionen. Es sind Gemälde, die sich mit skulpturalen Anliegen beschäftigen oder umgekehrt, alle Unterscheidungen zwischen Objekt, Oberfläche und optischer Wahrnehmung aufhebend. In das Becken der Melancholie eintauchend, bringen sie den psychologischen Makel des Kapitalismus auf dieser verwitterten architektonischen Haut, Risse und Tränen für alle sichtbar hervor.

 

 

 

Alex Macedo (geboren 1995 in Ettelbruck, Luxemburg) ist ein portugiesischer und luxemburgischer Künstler, der in Wien lebt. Zu seinen jüngsten Ausstellungen gehören: quiet interlude, Amêndoa Amarga*, Universität für angewandte Kunst, Wien, Österreich (2023); L’orage est parti, Franz Josefs Kai 3, Wien, Österreich (2021); Invisible Hand, The Image from Studio to Algorithm, UGM, Museum of Contemporary Visual Arts, Maribor, Slowenien (2023); A Gift to the Dark, VinVin, Wien, Österreich (2023); Ostreoidea, Ostra, Lissabon, Portugal (2022); Days of Unearthing, Tschechisches Zentrum, Wien, Österreich (2022). In ZONE1 präsentiert Alex Macedo eine Serie von kleinformatigen Ölgemälden auf Kupfer. Seine Gemälde befinden sich in einer Leere, einem dunklen, schattigen Hintergrund, der es ihm ermöglicht, die metaphysischen Komponenten seiner Bilder zu isolieren und seine Formen mit Lichtakzenten zu beleuchten. Diese Herangehensweise versetzt sie in einen zeitlosen, delikaten Moment, der sich von unserer physischen Realität entfernt. Macedos Praxis baut auf den historischen Traditionen der Stilllebenmalerei auf, die traditionell mit symbolischen Objekten angereichert war und die Vergänglichkeit des Lebens und die Vergeblichkeit des irdischen Vergnügens betonte.

 

 

 

Noushin Redjaian studierte an der Universität für angewandte Kunst in Wien. Sie beschäftigt sich mit der transzendenten Natur der Symbolsprache und ihrer Konservierung. Inspiriert durch Kulturgeschichte und Poesie formt sie Objekte und Skulpturen, die mit ihrer Vergangenheit und Zukunft konfrontiert sind. Sie hat von ihren Eltern die Kunst der Teppichrestauration erlernt und zieht aus diesem Wissen Inspiration für ihre Arbeiten.
Noushin Redjaian erforscht die natürliche Schönheit des Materials und seine symbolische Bedeutung und beschäftigt sich mit Elementen aus Natur und Zeit. Sie schafft einen Diskurs durch die Spannung von Fragilität und Beständigkeit. Komplexe und feine Handlungen sprießen aus einer Vielfalt an Materialien, ihrer Geschichte und Beschaffenheit.

 

 

 

R. Sebastian Schachinger (geboren in Freiburg im Breisgau, Germany), lebt und arbeitet in Wien, Österreich und Basel, Schweiz. Er absolvierte seinen Bachelor of Arts in Fine Arts an der HGK Basel FHNW. Jüngste Ausstellungen und Beiträge umfassen City Salts, Birsfelden/Basel, Schweiz, Kunsthalle Basel, Basel, Schweiz, Kunsthalle Palazzo, Liestal, Schweiz, Kunsthaus Baselland, Muttenz/Basel, Schweiz, und WAF Galerie, Wien, Österreich. Im Jahr 2022 wurde Schachinger mit dem Kiefer Hablitzel Göhner Preis ausgezeichnet. Seit 2023 leitet er den Projektraum RUF in Wien.
R. Sebastian Schachinger interessiert sich für das Leben. In seiner Arbeit bietet er einen philosophischen Blick auf Konzepte wie Zeit, Arbeit, Kunst, Politik und die damit verbundenen sozialen Konstrukte. Durch großformatige Installationen, Skulpturen, Klang und Performances untersucht er Spannungen zwischen Objekten, persönlichen Erinnerungen, dem Körper, Maschinen und die verschiedenen Mechaniken und Beziehungen, die sie miteinander eingehen. Dabei betrachtet Schachinger Performance, meist ungeprobt und sich im Verlauf spontan enfaltend, als eine Praxis, durch physische Erfahrungen etwas über die Welt zu lernen.

 

 

 

Georg Thanner (geboren 1991 in München) lebt als Maler und Autor in Wien.  Georg Thanner beschäftigt sich mit Malerei als erzählerisches Medium. Sein Interesse gilt dabei ihren Möglichkeiten ebenso wie ihren Beschränkungen im Vergleich zu anderen Medien. Die Unmöglichkeit linearen Erzählens in der Malerei beispielsweise wird dabei immer auch als Freiheit von den Zwängen einer linearen Rezeption verstanden. Das Fortbestehen künstlerischer Praktiken und Positionen, die im westlichen, bürgerlichen Diskurs als überholt gelten, ob aus Antagonismus, Gleichgültigkeit oder schlicht freundlicher Verschrobenheit, stellt dabei einen häufigen Referenzpunkt dar.

 

 


ÜBER ZONE1

Das seit 2015 stattfindende Ausstellungsformat präsentiert talentierte Künstlerinnen und Künstler unter 40 Jahre, die entweder in Österreich leben, arbeiten oder hier ihre Ausbildung absolviert haben. Von Institutionen, Kunstexpert:innen und Besucher:innen gleichermaßen geschätzt, hat sich ZONE1 als erfolgreiches Sprungbrett etabliert, um die Karrieren junger Künstlerinnen und Künstler in der internationalen Kunstwelt zu fördern.